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Konditionierung von alternativem Verhalten

Konditionierung von alternativen VerhaltenIm Zeitalter der sanften Hundeerziehung ließt man immer öfter, wie Problemverhalten ausschließlich durch die positive Verstärkung eines Alternativverhaltens geändert werden kann.

Rein kaufmännisch betrachtet lassen sich derartige Methoden derzeitig gut verkaufen. In Zeiten wo wattebauschwerfende Problemlöser Hochkonjunktur haben und esoterische, spirituelle, ja sogar telepathische Lösungsansätze als Allheilmittel für Problemverhalten angeprangert werden, scheint die Konditionierung von Alternativverhalten bald schon antiquiert. Trotzdem wird diese Methode häufig als gewissermaßen wissenschaftlich bewiesener Lösungsansatz zum Beheben von unerwünschtem Verhalten beworben.

Die Theorie der operanten Konditionierung ist keine neue Erfindung. Sie basiert auf den Erkenntnissen von Skinner aus den 1950er Jahren.

Die Konditionierung von Alternativverhalten wird auch als Ablösung von Verhalten bezeichnet. Dabei soll neben dem unerwünschten Verhalten ein zweites erwünschtes Verhalten konditioniert werden, welches das unerwünschte ablöst.

Bellt Ihr Hund zum Beispiel wenn es an der Tür klingelt, soll er sich statt zu bellen alternativ ablegen. Für das erwünschte Verhalten wird der Hund belohnt, für das Bellen jedoch nicht. Künftig wird der Hund sich also für die Verhaltensweise entscheiden, die belohnt wird und sich deshalb ablegen und nicht mehr bellen. Soweit die Theorie. Wie sieht es aber in der Praxis aus?

Durch das Konditionieren von alternativen Verhaltensweisen wird mittels positiver Verstärkung ein neues konkurrierendes Verhalten aufgebaut. Ist die Motivation das erwünschte konditionierte Alternativverhalten zu zeigen größer als das unerwünschte, wird der Hund sich auch für das erwünschte Verhalten entscheiden. Was aber wenn sich die Motivationslage des Hundes nicht ändert? Dann wird er auch das unerwünschten Verhalten beibehalten.

Für welches Verhalten sich der Hund entscheidet hängt von seinen jeweiligen Bedürfnissen ab. Wenn er zum Beispiel Aggression gegen Artgenossen entwickelt, dann deshalb, weil er ein Bedürfnis nach Sicherheit hat. Er sieht in dieser Situation seine eigene Sicherheit durch den fremden Hund in Gefahr. Will man nun ein erwünschtes Alternativverhalten konditionieren, muss die Motivation des Hundes das Alternativangebot anzunehmen größer sein, als sein Interesse sein eigenes Leben zu verteidigen. Ich denke Sie können selbst beurteilen, dass das sehr unwahrscheinlich ist.

So lässt sich auch erklären, warum viele Übungen auf dem Hundeplatz oder in den eigenen vier Wänden funktionieren und der Hund in einer anderen Umgebung von dem konditionierten Verhalten nichts mehr wissen will.

Was Ihnen niemand sagt, weil es viele vielleicht auch nicht wissen ist, dass ein konditioniertes erwünschtes Verhalten immer in Konkurrenz zum unerwünschten Verhalten steht. Die aktuelle Motivationslage des Hundes entscheidet dann darüber, für welches Verhalten er sich entscheiden wird.

Hat zum Beispiel ein verfressener Labrador, der über ein sehr abgeschwächtes Territorialverhalten verfügt die Alternative durch ein konditioniertes Verhalten an Futter zu gelangen, anstatt an der Leine zu ziehen, wird er möglicherweise diese Alternative eher annehmen, als ein Hund der in der gleichen Situation Todesangst hat und deshalb gerade kein Bedürfnis nach Futter hat.

Unter Laborbedingungen, wo das erwünschte und das unerwünschte Verhalten in etwa gleichwertig sind, wird der Hund sich natürlich für das Alternativverhalten entscheiden, wenn er hierfür zusätzlich belohnt wird. In der Praxis unterscheiden sich jedoch die Motivationslagen je nach Hund und Situation erheblich. Grundsätzlich kann man sich bei der Bewertung der Motivationslagen an dem Bedürfnismodell von Maslow orientieren. Hat die Motivation für das unerwünschte Verhalten seinen Ursprung in der existenziellen Bedürfnisebene, muss das Alternativangebot mindestens ein gleichgelagertes Bedürfnis befriedigen, damit der Hund es auch nur ansatzweise in Erwägung zieht.

Allein das Konditionieren von Verhalten durch positive Verstärkung genügt in den meisten Fällen jedoch nicht, um dem Hund in einer ernsthaften Konfliktsituation eine echte Alternative zu bieten. Erfolgreich können Sie nur dann Verhalten ändern, wenn Sie die Motivation für das unerwünschte Verhalten abschwächen und ihm zusätzlich eine Alternative bieten.

Mehr zum Thema können Sie in unserem Buch „Das Alpha Projekt“ nachlesen.

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Comments

  • Beate Wrycz von Rekowski (26. Februar)

    Das ist endlich mal ein Buch das ich meinen Schülern empfehlen kann. Ich teile Ihre Meinung. Als alter Hase in Sachen Hund und Erziehung gratuliere ich Ihnen zu Ihren Ausführungen.

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