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Impulskontrolle bei unerwünschtem Jagdverhalten

Reizangel
Durch Impulskontrolltraining soll das Jagdverhalten unseres Vierbeiners in kontrollierbare Bahnen gelenkt werden. Das Training an einer Reizangel oder einem Beute-Dummy verspricht den Hund bei echtem Wildkontakt abrufbar zu machen und dient gleichzeitig als Ausgleich zum unerwünschten Jagen.

Grundsätzlich unterscheidet man beim Impulskontrolltraining zwei Methoden. In beiden Fällen dient Ersatzbeute als Triebauslöser und soll den Hetztrieb des Hundes fördern. Dazu wird ein Beute-Dummy mit einer Reizangel oder einer Laufleine vor dem Hund hergezogen, wodurch er zur Hetze animiert werden soll.

Bei der ersten Übungsvariante des Impulskontrolltrainings wird das Stoppen, Absitzen oder Ablegen des Hundes aus der Hetze geübt. Hierbei arbeitet man in der Regel mit Sanktionierung, da ein Hund ansonsten kaum eine Veranlassung sieht, seine Handlung abzubrechen und das erwünschte Verhalten zu zeigen. Positive Verstärkung, also Belohnung des erwünschten Alternativverhaltens, wird in der Regel nicht dazu führen, dass ein Hund sein Jagdverhalten einstellt. Die in Aussicht gestellte Belohnung, besitzt meist nicht die erforderliche Wertigkeit, um einen hetzenden Hund zum Abbruch seiner Handlung zu motivieren (s. „Konditionieren von alternativen Verhaltensweisen“). Lässt er sich dennoch durch positive Verstärkung zum Jagdabbruch bewegen, ist seine jagdliche Gesamtveranlagung meist ohnehin relativ gering ausgeprägt, weshalb es hier auch keines speziellen Impulskontrolltrainings bedarf.

Bei der zweiten Trainingsmethode wird Ersatzbeute vor dem Hund hergezogen, jedoch so, dass er sie nicht greifen kann, also der Erfolg ausbleibt. Nach der Extinktionstheorie soll dadurch die Gesamtmotivation für das gezeigte Verhalten mit der Zeit nachlassen. Erst auf ein bestimmtes Signal hin wird das Tempo verringert und das Greifen der Beute zugelassen. So lernt der Hund, dass der Erfolg nicht nur vom Reizauslöser, sondern auch vom jeweiligen Signal abhängig ist. Dieser methodische Ansatz soll dazu führen, dass der Reizauslöser mit dem Signal verknüpft und bei der Jagdentscheidung im freien Feld das konditionierte Signal abgewartet wird, da sonst erfahrungsgemäß der Erfolg ausbleibt.

Beide Trainingsansätze sind nur bedingt geeignet, um bei einem Hund die generelle Jagdmotivation wirksam zu verringern. Ist ein Hund in der Lage seinen Jagdimpuls bei hoher Reizlage im Training zu kontrollieren, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass er ihn auch bei einem natürlichen Beuteobjekt steuern kann. Dies wird jedoch nur auf die wenigsten Hunde zutreffen, die wahrscheinlich auch ohne Impulskontrolltraining leichter von der Hetze abrufbar sind als andere.

Auch Extinktion als Methode zur Verhaltensänderung ist in praktischer Hinsicht wenig erfolgversprechend, da diese Lernmethode lediglich bei konditionierten, also erlernten Verhaltensverstärkern wirkt. Triebhaftes Verhalten, wie beispielsweise das Hetzen von Beute, welches durch endogene Verstärker gefördert wird, ist nicht erlernt und kann durch Extinktion nur unwesentlich abgeschwächt werden.

Ein wichtiges Merkmal des Extinktionslernens ist außerdem die Spontanerholung, was bedeutet, dass Extinktion nur vorübergehend wirkt und das bedingte Verhalten nach einer gewissen Zeit wieder auftreten kann.

Zudem ist Extinktionslernen immer kontextabhängig, wirkt also nur in der jeweiligen Lernumgebung. In einer neuen Umgebung zeigt der bedingte Reiz, der beispielsweise das Hetzverhalten des Hundes auslöst, weiterhin seine Wirkung.

Das kontextabhängige Lernverhalten von Hunden ist ein grundsätzliches Problem beim Impulskontrolltraining, also nicht nur beim Extinktionslernen. Unsere Vierbeiner lernen situativ, dass bedeutet, sie sind weniger gut darin, eine Situation auf eine andere zu übertragen. Das hat zur Folge, dass die Übungssituation mit der Reizangel oder einem Beute-Dummy nicht automatisch auf die Jagdsituation im freien Feld oder Wald übertragen wird. Außerdem lernen sie durch das Training mit einem Dummy nicht, sich mit natürlichen Reizauslösern, wie Wild, Maus oder Hase auseinanderzusetzen, weshalb es für einen Hund äußerst schwierig ist, die Trainingssituation zu generalisieren.

Durch das Training mit einer Reizangel werden temperamentvolle Hunde auch nicht zwangsläufig ruhiger, wie oft behauptet wird. Die schnellen, stereotypen Bewegungsabläufe bewirken eine Ausschüttung körpereigene Glückshormone wie Dopamin, Serotonin und Endorphine. Bei exzessivem Reizangeltraining kann sich das stereotypische Verhalten zu einer regelrechten Sucht entwickeln. Die Überflutung mit endogenen Drogen kann dazu führen, dass der Hund kaum Ruhe findet und immer öfter Beschäftigung einfordert.

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