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Die Motivation zu spielen

Konkurrenz oder Spiel

Die Frage warum Hunde Spielen ist eigentlich einfach zu beantworten: Weil es Spaß macht.
Aber wie entsteht Spaß und warum spielen Welpen mehr als erwachsene Hunde? Welpen spielen auch anders als ihre Eltern. Wenn wir wissen wollen warum das so ist, sollten wir uns mit der Frage beschäftigen, woher die Motivation für Spielverhalten eigentlich kommt.

Die Motivation für Spiel ist m. E. nicht angeboren. Den Spieltrieb entwickelt ein Hund erst aus Erfahrungen mit seiner Umwelt. Der Drang diese Erfahrungen zu sammeln entwickelt sich auf Grund seines Informationsbedürfnisses. Dieses Bedürfnis wiederum ist angeboren und wichtig für das Überleben eines jeden Lebewesens.

Nach der Geburt hat ein Hund quasi keinerlei Erfahrung mit seiner Umwelt. Alle Eindrücke und Wahrnehmungen sind neu und müssen vom Gehirn verarbeitet und bewertet werden. Um seine Umwelt kennenzulernen beginnt der Welpe mit der Informationssuche. Sein Informationsbedürfnis motiviert ihn sich mit seinem Umfeld auseinanderzusetzen und alles kennenzulernen, was ihn umgibt. Wir Menschen bezeichnen dieses Bedürfnis auch gern als Neugier. Dieses Verhalten hat eine ganz einfach Funktion. Durch das Sammeln von Informationen lernt der Welpe Gefahren einzuschätzen, mit artfremden Tieren zu interagieren, sie gegebenenfalls zu meiden oder Beute von Nichtbeute zu unterscheiden. Dabei lernt er meist durch Versuch und Irrtum. Viele seiner Handlungen rufen eine direkte Reaktion hervor. Genau wie bei Kindern kann diese Reaktion eine positive Emotion wie Euphorie oder Freude aber auch Frustration, Schmerz oder Angst auslösen. Das Verhalten des Welpen zu seiner Umwelt ändert sich durch die gemachten Erfahrungen. Aktionen deren Reaktion negative Emotionen hervorgerufen haben wird er künftig meiden und Verhalten, was im Ergebnis Spaß auslöst wiederholen. Das Spielverhalten ist geboren.

Beobachtet man z. B. kleine Kinder beim aufscheuchen von Tauben, dann erkennt man, dass sie Spaß dabei haben, sonst würden sie es nicht immer wieder tun wollen. Ihre Aktion führt zu einer unmittelbaren Reaktion der Vögel die ihnen Freude bereitet. Das sie damit den Tauben möglicherweise schaden, verstehen sie nicht. Für Sie ist nur das Ergebnis ihres Handelns wichtig. Genauso verhält es sich z. B. mit der Entdeckung des Lichtschalters. Eine Aktion (Betätigen des Lichtschalters) führt zu einer Reaktion (Licht an - Licht aus), die beim Kind eine positive Emotion auslöst. Botenstoffe im Gehirn stimulieren das Belohnungssystem, Endorphine werden ausgeschüttet und das Gefühl von Freude entsteht. Nun entsteht die Motivation diesen positiven Erregungszustand erneut hervorzurufen oder aufrechtzuerhalten. Das Ergebnis sind Gewitterorgien im Wohnzimmer und genervte Eltern.

Genau das gleiche findet auch bei unseren Hunden statt. Entdeckt ein Hund z. B. einen Frosch, wird er, aufgrund seines Informationsbedürfnisses, wissen wollen was das ist. Vielleicht berührt er daraufhin den Frosch mit seiner Pfote und löst damit eine Reaktion aus. Springt der Frosch weg, wird der Welpe vielleicht seine Handlung wiederholen wollen und auch später mit Fröschen spielen. Springt er ihm jedoch ins Gesicht, sodass er sich erschreckt und flüchtet, kann diese Erfahrung bereits ausreichen, damit er später einen weiten Bogen um Frösche macht.

Mit der Zeit sammelt der Welpe Erfahrungen mit seiner Umwelt und seinen Sozialpartnern. Er erprobt sein Verhalten gegenüber anderen, ahmt Verhalten nach um die Reaktionen seines Umfeldes darauf zu erfahren und lernt dabei was er besser meiden sollte und wobei er Spaß empfindet.

Dinge die Spaß machen wiederholen Welpen, was wir dann als Spiel bezeichnen. Aber was heute noch Spiel ist muss nicht immer Spiel bleiben. Das Verhalten der Hunde, was in den ersten Wochen noch ausschließlich aus reiner Freude heraus gezeigt wurde, kann später einem Zweck dienen und schließlich in Wettkampf und Konkurrenzverhalten enden. Das geschieht meistens dann, wenn sich mit dem Älterwerden die Motivationslagen der Welpen verändern.

Bis zum Junghundealter haben Welpen meist keinerlei ernste Interessen, außer sich zu Ernähren und die Umgebung zu erkunden. Mit zunehmender Selbständigkeit gewinnt das Territorialverhalten an Bedeutung. Mit der Geschlechtsreife ändert sich die Bedürfnislage der Hunde noch gravierender. Nun werden aus Spielkammeraden Paarungskonkurrenten. Spiel hat nun oft einen Zweck und wird nicht ausschließlich des Spaßes wegen gezeigt. Es werden Kräfte gemessen, Überlegenheit demonstriert und Durchsetzungsvermögen getestet. Das Ganze geschieht zwar meist friedlich jedoch mit einer gewissen Ernsthaftigkeit.

Im Erwachsenenalter wird wesentlich weniger gespielt als noch im Welpenalter. Das ist bei uns Menschen nicht viel anders. Im Erwachsenenalter setzen wir unsere Prioritäten im Alltag anders und Spiel hat nur noch eine untergeordnete Rolle. Primär steht die Sicherung der Existenz an oberster Stelle (der Job), dann folgt das Ruhebedürfnis, um wieder Kraft zu schöpfen für die Arbeit. Erst danach bleibt Zeit für Spiel. Ein Kind oder auch ein Welpe muss sich nicht um seine existenziellen Bedürfnisse sorgen, dafür sind die Eltern da. Sie sorgen für Nahrung und geben den Kleinen Sicherheit. Damit sind alle existenziellen Bedürfnisse befriedigt. Ein Welpe hat also mehr Zeit zum Spiel und eigentlich auch nichts anderes zu tun.

Ein weiterer Punkt ist, dass ein Erwachsener Hund kaum auf Informationssuche ist. Alles was für sein Leben von Bedeutung ist hat er bereits kennengelernt. Die Informationen, die er sammelt, dienen z. B. der Kontrolle des Revieres und haben weniger etwas mit der Neugier eines Welpen zu tun. Meist sind Erwachsene Hunde, wie auch ältere Menschen, glücklicher, wenn alles so bleibt wie es ist. Veränderungen, Neues und Ungewohntes bedeuten meist eher Stress als Spaß.

Die Motivation zu spielen lässt nicht zuletzt auch deshalb nach, weil das Belohnungssystem abstumpft. Dinge die ein Welpe noch als aufregend und spannend empfindet sind später im Erwachsenenalter normal. Das Belohnungssystem im Gehirn springt nicht mehr an und es stellt sich kein Glücksgefühl mehr ein. Es tritt ein Gewöhnungs- oder Sättigungseffekt ein. Die Folge ist, dass ein erwachsener Hund weniger Motivation entwickelt ein Verhalten zu wiederholen, wenn der belohnende Effekt ausbleibt oder sich abschwächt. Auch hier ist es genau wie bei uns Menschen. In der Jugend ist alles aufregend. Inlineskaten, Windsurfen, Motoradfahren, Snowboarding, Kajaking usw. Wenn man diese Dinge nun über Jahre perfektioniert hat rutscht man z. B. die schwierigste Skipiste völlig emotionslos herunter, die in den Anfangsjahren noch für Adrenalin pur gesorgt hat. Am Ende fährt man weniger häufig den Skiurlaub oder sucht sich neue Herausforderungen um wieder das Adrenalin im Blut zu spüren. Je geringer der zu erwartende Belohnungseffekt, desto weniger Motivation für eine Handlung entsteht.

Alles das ist völlig normal und auch biologisch sinnvoll. In erster Linie geht es in der Biologie um Arterhaltung. Die Überlebenswahrscheinlichkeit eines Individuums steigt, umso weniger Ressourcen es für das Überleben verbraucht. Hätte ein erwachsener Wolf nun einen unstillbaren Spieltrieb, würde er wahrscheinlich nichts anderes tun wollen. Dabei würde er Unmengen an Energie verbrauchen, die er gar nicht im Stande wäre zu decken. Er wäre wahrscheinlich gar nicht mehr fähig zur Jagd, weil er alle Energie im Spiel verbrauchen würde.

Wenn Sie also wollen, dass Ihr Hund Spaß im Leben hat, sollten Sie auch sein Spielverhalten beobachten und hinterfragen. Nicht alles was aussieht wie Spiel ist auch Spiel.

Mehr zum Thema können Sie in unserem Buch „Das Alpha Projekt“ nachlesen.

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